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Die weiße Taube

Poetry April 27, 2024
Aus dem Fenster blickte ich verträumt, nichts dachte ich mir.

Da erblickte ich dort im Hof gegenüber einen Flock Tauben. Nach einigen Sekunden flog eine weitere Taube zu ihnen. Doch sie unterschied sich. Diese Taube war weiß. Sie war einzigartig, stach unter den anderen Tauben heraus.

Ich machte mir Gedanken über mich selbst.

Als ich erneut für weitere Inspiration aus dem Fenster auf die Tauben schauen wollte waren sie verschwunden. Unwissend, ob sie weggeflogen oder in Reih und Glied um die Ecke gegangen waren, machte ich mich dran weiter zu philosophieren.

Dann traf mich folgender Gedanke. Diese Tauben im Hof sind sehr ähnlich den Menschen auf der Erde. Betrachtet durch einen externen Beobachter, der für eine "kurze" Zeit nicht hinsieht, lassen sich nur die Umgebung und etwaige Hinterlassenschaften auf gleich oder ungleich untersuchen, um einen Schluss darauf zu ziehen, was passiert sein mag. Nicht relevant ist jedoch das einzelne Individuum z.B die weiße Taube und ihr Handeln. Wenn nichts an brauchbarem Wert durch die Taube erstellt wurde, dann ist vergessen nach dieser Zeitdauer, dass die Taube überhaupt da war, überhaupt existiert hat. Auch dem externen Beobachter vermag nach einiger Zeit zu entschwinden, dass die Taube dort war und sie stirbt den zweiten Tod, den Tod der Vergessenheit.

Vor diesem philosophischen Gedanken sollte ich jedem raten etwas von bleibendem Wert zu schöpfen, aber das kann ich nicht guten Gewissens tun, denn dann hätte ich ja noch mehr Konkurrenz und müsste noch etwas Größeres schaffen, um neben allen anderen hervorzustechen. Von daher empfehle ich nichts zu machen und den ganzen Tag mit Hedoneien zu verbringen, sodass sich abgesehen von den engsten Freunden niemand an einen erinnert.